Fahner Höhen Runde 01 - 23km - © Michael Stollmann

Die Wildtierfütterung im Winter ist aufgrund des menschlichen Eingriffs in die Lebensräume der Wildtiere notwendig, da dies zu einem Mehrfachgebrauch desselben Raumes und dem Verlust natürlicher Lebensräume führt [1]. Sie ist zudem für Jagdausübungsberechtigte in Deutschland eine rechtliche Verpflichtung, die im Rahmen ihrer Hegeverpflichtung und des Jagdschutzes Wildtieren als Ersatz für unzureichende natürliche Nahrungsquellen im Winter dient [2].

Die Praxis der Wildtierfütterung, einschließlich der Fütterung von Vögeln und Wildtieren, ist jedoch umstritten und wirft Fragen in Bezug auf Tierschutz, gesetzliche Regelungen und potenzielle Gefahren für die Waldökosysteme auf [2]. Diese Diskussion umfasst Aspekte wie die Artgerechtheit der Fütterung und die Balance zwischen menschlichem Eingriff und dem natürlichen Erhalt der Wildtierpopulationen.

Die Bedeutung des natürlichen Nahrungsangebots

Im Winter passen sich Tiere und Pflanzen auf vielfältige Weise an die harten Bedingungen an, um zu überleben. Diese Anpassungen sind entscheidend für das Gleichgewicht der Ökosysteme:

  1. Anpassungsstrategien von Tieren:
    • Winterschlaf: Echte Winterschläfer wie Igel und Haselmäuse speichern Fett, um die kalte Jahreszeit zu überstehen [4].
    • Wintermigration: Zugvögel wie die Rauhhautfledermaus ziehen in wärmere Gebiete [4].
    • Vorratshaltung: Tiere wie der Eichelhäher sammeln Nahrung für den Winter, die zur Regeneration des Waldes beiträgt [4].
  2. Überlebensstrategien von Pflanzen:
    • Laubbäume verlieren ihre Blätter, um Feuchtigkeitsverlust zu vermeiden [6].
    • Nadelbäume behalten ihre Nadeln dank einer wachsartigen Beschichtung, die den Wasserverlust minimiert [6].
  3. Überlebensstrategien spezifischer Tierarten:
    • Paarhufer wie Steinböcke und Rehe passen ihre Ernährung an und reduzieren ihre Körpertemperatur und Herzfrequenz während der Ruhephasen [4].
    • Rentiere bauen Fettreserven auf, reduzieren ihre Aktivität und entwickeln ein dichtes Winterfell als Isolation [5].

      Diese natürlichen Anpassungsmechanismen sind entscheidend für die Aufrechterhaltung der Artenvielfalt und die Gesundheit der Ökosysteme. Menschliche Eingriffe, wie die Fütterung von Wildtieren, können diese fein abgestimmten Prozesse stören und das natürliche Gleichgewicht gefährden.

Risiken und Konsequenzen der Fütterung

Fahner Höhen Runde 01 - 23km - © Michael Stollmann

Futteräpfel vor einem Baum gelegt. – © Michael Stollmann

Die Wildtierfütterung im Winter birgt verschiedene Risiken und Konsequenzen, die sowohl die Tierwelt als auch ihre Lebensräume beeinträchtigen können:

  • Veränderungen in der Tierpopulation und Ökosystemen:
    1. Unnatürliches Populationswachstum: Durch die Fütterung kann es zu einem unnatürlichen Wachstum der Wildtierpopulationen kommen, was Überweidung, Erschöpfung natürlicher Nahrungsquellen und Hunger im Winter zur Folge haben kann [7].
    2. Abhängigkeit und Verhaltensänderungen: Tiere können abhängig von vom Menschen bereitgestellten Nahrungsquellen werden, ihre natürlichen Migrationsmuster ändern und die Scheu vor Menschen verlieren [7].
    3. Übergrasung: Exzessive Fütterung kann zur Übergrasung führen, wodurch die Zusammensetzung und Struktur von Pflanzengemeinschaften verändert wird. Dies beeinflusst Insekten, Vögel und andere Wildtiere, die sich auf diese Pflanzengemeinschaften als Nahrungs- und Schutzquelle verlassen [7].
  • Gesundheitsrisiken für Tiere und Menschen:
    1. Krankheitsübertragung: Die Fütterung kann die Verbreitung von Krankheiten, einschließlich Zoonosen, die von Tieren auf Menschen übertragen werden können, erleichtern [7].
    2. Verdauungsprobleme: Überfütterung kann zu Verdauungsproblemen wie Pansenacidose und Pansenfäulnis/Pansenalkalose führen, was zu Zentralnervensystemstörungen, verminderter Immunität und sogar zum Tod führen kann [8].
  • Rechtliche und ethische Überlegungen:
    1. Regulierungen: Die Fütterung von Wildtieren ist in vielen Gebieten reguliert oder verboten, um Wildtiere und ihre Lebensräume zu schützen. Es ist wichtig, diese Vorschriften zu beachten [7].
    2. Notwendigkeit in bestimmten Gebieten: In Gebieten mit Lebensraumverlust durch Urbanisierung kann die Fütterung notwendig sein, muss jedoch sorgfältig durchgeführt werden, um negative Konsequenzen zu vermeiden [1].

Richtlinien für eine verantwortungsvolle Fütterung

Verantwortungsvolle Fütterung von Wildtieren im Winter erfordert sorgfältige Überlegungen und Planungen, um das natürliche Verhalten und die Gesundheit der Tiere nicht zu gefährden. Hier sind einige Richtlinien:

  • Auswahl des Fütterungsortes und der Futterart:
    1. Fütterungsstelle: Wählen Sie eine ruhige Gegend mit ausreichendem Versteck, guter Sichtbarkeit und nahegelegenen Grünflächen [1].
    2. Futter: Verwenden Sie grobes Heu, frisch und unverdorben, mit hohem Blattanteil für Rehe und reich an Kräutern für Gämsen [1].
    3. Fütterungstechnik: Überwachen und pflegen Sie regelmäßig die Fütterungsstelle, um sicherzustellen, dass das Futter frisch und zugänglich bleibt [1].
  • Gesetzliche Vorschriften und Schutzmaßnahmen:
    • Rechtliche Anforderungen: In bestimmten Kernzonen kann die Fütterung gesetzlich erforderlich sein, um Wildschäden zu verhindern oder lebensfähige Wildtierpopulationen zu erhalten [1].
    • Schutz vor Jagddruck: Fütterungsstellen sollten Wildtiere nicht dem Jagddruck aussetzen [1].
    • Langfristiges Ziel: Minimieren Sie die Fütterung und fördern Sie das natürliche Überwintern durch Habitatverbesserung und -management [1].
  • Unterstützung für Wildtiere:
    • Unterstützung im Garten: Gartenbesitzer können Tiere unterstützen, indem sie Futter bereitstellen, Futterplätze täglich reinigen und kleinere Mengen häufiger anbieten [14].
    • Fütterungsstellen für Wildtiere: Verschiedene Fütterungsplätze sollten für Körner- und Weichfresser bereitgestellt werden, um den Wettbewerb zu verringern. Futterhäuschen, die von Bäumen gehängt werden, entsprechen eher dem natürlichen Verhalten von Vögeln und werden weniger schnell kontaminiert [14].
    • Igel: Igel benötigen eine ausreichende Fettschicht, um den Winter zu überleben. Eine Fütterung mit Katzen-Nassfutter gemischt mit Haferflocken oder Weizenkleie kann für sie nützlich sein [15].

      Diese Richtlinien zielen darauf ab, die natürlichen Prozesse und das Gleichgewicht der Wildtierpopulationen zu unterstützen, während gleichzeitig ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden gewährleistet werden.

Alternative Unterstützungsmaßnahmen

Alternative Unterstützungsmaßnahmen umfassen eine Vielzahl an Aktionen, die jeder Einzelne ergreifen kann, um Wildtiere während der Wintermonate zu unterstützen. Hier sind einige konkrete Vorschläge:

  • Unterkunft und Nahrung:
    • Bau von Nistkästen oder Einflugöffnungen an Fassaden für verschiedene Vogelarten und Fledermausbretter, um natürliche Ruheplätze in alten Bäumen zu ersetzen [12].
    • Anlegen von Laubhaufen oder Belassen auf dem Boden zur Humus- und Nährstoffbildung im Boden, was verschiedenen kleinen Kreaturen zugutekommt [17].
    • Bereitstellung von spezialisierten Futterprodukten in kritischen Situationen, um Wildtiere zu unterstützen, einschließlich geeigneter Futter für Eichhörnchen und Wildvögel [9][18].
  • Habitatschutz:
    • Pflanzung einheimischer Baum- und Straucharten, die Nahrung für die lokale Tierwelt bieten [17].
    • Erstellen von Holzhaufen aus Gartenabfällen wie Schnittgut, die vielen Tieren Unterschlupf bieten [17].
    • Verzögerung des Rückschnitts toter Stauden und Blumen bis zum Frühjahr, damit Insekten wie Wildbienen Eier legen und überwintern können in hohlen Stängeln und Blattscheiden [17].
  • Bewusstsein und Verantwortung:
    • Vermeidung von Laubbläsern, die Insekten und Spinnen aufsaugen und Pflanzensamen zerstören, um Wirbellose zu schützen [17].
    • Verzicht auf Pestizide zum Nutzen verschiedener Wildtierarten [17].
    • Installation von Vogelfutterstationen in Gärten, die städtischen Vögeln helfen und Bildungschancen bieten können [16].

      Diese Maßnahmen erfordern nicht nur individuelles Engagement, sondern auch ein Bewusstsein für die langfristigen Bedürfnisse des Artenschutzes, einschließlich Habitatbewahrung, Agrarreform und Klimaschutz [16].

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Fütterung von Wildtieren im Winter eine facettenreiche Thematik ist, die sowohl menschliche Eingriffe in natürliche Lebensräume als auch die essenziellen Anpassungsstrategien der Tier- und Pflanzenwelt berührt. Während die Fütterung unter bestimmten Umständen eine Notwendigkeit darstellen kann, um den Verlust natürlicher Nahrungsquellen zu kompensieren und gesetzliche Verpflichtungen zu erfüllen, birgt sie gleichzeitig das Risiko, das feine Gleichgewicht von Ökosystemen zu stören. Die Beachtung und Umsetzung verantwortungsvoller Fütterungspraktiken ist daher von entscheidender Bedeutung, um die Gesundheit und das Wohlergehen der Wildtierpopulationen zu gewährleisten.

Darüber hinaus verdeutlichen alternative Unterstützungsmaßnahmen, wie der Schutz natürlicher Lebensräume und der bewusste Umgang mit der Umwelt, die Vielfalt an Möglichkeiten, wie jeder Einzelne zur Unterstützung von Wildtieren im Winter beitragen kann. Die Sensibilisierung für diese Thematik und ein engagiertes individuelles sowie gemeinschaftliches Handeln sind essenziell, um langfristig das Überleben der Artenvielfalt und die Gesundheit unserer Ökosysteme zu sichern.

FAQs

Ist es ratsam, Wildtiere im Winter zu füttern?
Nein, in der Regel benötigen Wildtiere im Winter weniger Nahrung, da sie sich weniger bewegen und dadurch Energie sparen. Im Gegensatz dazu bauen sie im Sommer und Herbst Fettreserven auf, indem sie deutlich mehr fressen, um sich auf die kalte Jahreszeit vorzubereiten.

Welche Wildtiere benötigen im Winter besondere Unterstützung bei der Nahrungssuche?
Speziell Vögel, Igel oder Eichhörnchen können im Winter auf Schwierigkeiten bei der Nahrungssuche stoßen, da natürliche Nahrungsquellen rar sind und der Boden häufig schneebedeckt ist. Zudem ist der Zugang zu flüssigem Wasser aufgrund von Frost erschwert.

Wie verhalten sich Wildtiere während der Wintermonate?
Einige kleinere Säugetierarten halten Winterschlaf. Sie legen sich Fettreserven zu und verschlafen den Winter an geschützten Orten wie Höhlen, Laubhaufen, in Baumstämmen oder auf Dachböden. Während des Winterschlafs sinkt ihre Körpertemperatur und ihr Herzschlag verlangsamt sich.

Warum ist es nicht empfehlenswert, Wildtiere zu füttern?
Das Füttern von Wildtieren ist aus Tierschutzgründen nicht empfohlen. Zudem kann die regelmäßige Fütterung dazu führen, dass Wildtiere ihre Scheu vor Menschen verlieren. Dies kann Risiken für Menschen und Tiere mit sich bringen, besonders wenn sich die Tiere an die Nähe von Menschen gewöhnen und in Siedlungen vordringen.

Referenzen

[1] – https://wildlife.reimoser.info/download/2000_Leitner%20und%20Reimoser%202000_Grundsaetze%20der%20Winterfuetterung.pdf
[2] – https://de.wikipedia.org/wiki/Winterf%C3%BCtterung
[3] – https://www.vetion.de/fokus/Tiere-im-Winter/22/
[4] – https://www.waldwissen.net/de/lebensraum-wald/tiere-im-wald/wie-waldtiere-ueberwintern
[5] – https://www.waldgeschichten.com/schoenheit-vielfalt/tiere-im-wald/waldtiere-im-winter-rehe-rehwild/
[6] – https://www.waldgeschichten.com/schoenheit-vielfalt/der-wald-im-winter/
[7] – https://stop-fuetterung.ch/wp-content/uploads/2017/01/factsheet_waldbesitzer.pdf
[8] – https://www.jagdschule-edelweiss.de/2018/10/04/winterfuetterung-und-ihre-moeglichen-fehlerquellen/
[9] – https://blog.qualipet.ch/weitere-tierarten/wildtierfuetterung-im-winter-ja-oder-nein/
[10] – https://hauptner-jagd.ch/jaeger-magazin/detail/vor-und-nachteile-der-wildtierfuetterung
[11] – https://nr-01.de/blog/gartentipps/naturschutz-im-winter-wie-wir-voegel-insekten-und-kleinsaeuger-vor-der-kaelte-bewahren-koennen/
[12] – https://www.bmk.gv.at/themen/klima_umwelt/naturschutz/vielfaltleben/gemeindenetz/tipps/unterschlupf.html
[13] – http://www.artikelmagazin.de/familie/tiere/wildfuetterung-im-winter-darf-man-wildtiere-fuettern.html
[14] – https://weather.com/de-DE/wissen/tiere/news/2018-12-18-vogel-und-wildtiere-im-winter-futtern-so-machen-sie-es-richtig
[15] – https://magazin.hohenberg-gmbh.de/gartenpflege/details/der-richtige-umgang-mit-tieren-im-winter
[16] – https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/helfen/vogelfuetterung/00840.html
[17] – https://frapp.ch/de/articles/stories/wie-hilft-man-tieren-im-garten-durch-den-winter
[18] – https://www.ecowoman.de/haus-garten/garten/nachhaltig-mit-wildtieren-im-winter-umgehen-920
[19] – https://www.jagdfakten.at/winter-schnee-wildtiere-ruhe/

Artikel mit AI generiert.

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